Lillebælt Halvmarathon

Gegen 15:30 treffe ich als einer der ersten Läufer am Bahnhof in Middlefart ein. Ein Shuttlebus bringt uns unter die Kleine Belt Brücke auf der Fünenseite. Denn genau hier wird um Punkt 19:15 der Startschuss für den 10. Lillebælt Halvmarathon fallen. Ich bin zum zweiten Mal dabei. Die Bedingungen für den Lauf könnten kaum besser sein: 15°C und ein kaum merkbarer Wind! Nur meine Vorbereitung ist noch nicht ganz da wo sie sein sollte. Mein längster Vorbereitungslauf in diesem Jahr über 14km liegt eine Woche zurück und war mit knapp 2 Stunden gerade noch so im akzeptablen Bereich – wenn ich es schönrede. Schönreden übersetze ich jetzt mal frech mit Selbstmotivation. Ankommen ist mein Ziel! Auf keinem Fall in den Lumpensammlerbus! 

Nachdem ich ohne zu warten meine Startnummer bekommen habe, ergattere ich einen Europalletten-Loungesessel. Jeg hygger mig ved at kigge på de ankomne løbere. Irgendwann ist die Ruhe vor dem Sturm vorbei und ich mache mich mit tausenden anderen auf dem Weg zum Start. Noch mal kurz auf die Toilette. Hehe, die Idee hatten alle anderen auch.

Kurz vor dem Start zieren zwei F16 Flieger und Luftballons den Himmel und dann geht es los. Auf dem ersten Kilometer schwimme ich noch ganz gut mit, aber schließlich zwingt mich meine Kondition dann doch recht schnell in das langgestreckte Schlussfeld. Auf der ersten Brückenüberqueerung treffe ich einen Soldaten, der einen vollgebacken Rucksack trägt. Ich frage nach dem Gewicht und er erwidert 20kg.  Wow denke ich im Stillen, 20kg trage ich auch zu viel mit mir herum. Die würde ich jetzt gerne ablegen. Der Soldat indess rennt mir davon…

Um KM 10 erreiche ich ein Wohngebiet auf der Jütlandseite. TORBEN steht in großen Buchstaben auf meiner Startnummer. Diese Information nutzen viele der Zuschauer, die ihre Grillparty mit Nachbarn und Freunden auf den Bürgersteig verlegt haben, um mich kräftig anzufeuern. Kom så Torben! Torben, du er så sej! Torben, du skal nok klare det! Torben, Torben, Torben!

Auf der Autobahnrampe kurz vor der zweiten Brückenüberqueerung sehe ich die Busse für die Letzten. Ihr bekommt mich nicht, denke ich und laufe langsam die Brücke hinauf. Mitten auf der Brücke ist KM 15. Mehr als 2/3 sind geschafft. Die Busse haben mich nicht! Und mir geht es noch recht gut. Bis KM 17 geht es bergab. Das hilft. KM 17 hätte auch sehr gerne KM 21 sein können. Ich versuche mein Kopfkino zu manipolieren: Nur noch 4. 4km sind ein Klacks. Selbst ein kurzes Training war in den letzten Wochen immer deutlich länger als 4km.

Es wird dunkel. Fackeln säumen den Straßenrand. Es gibt Knicklichter. Wir wenigen verbliebenen Läufer motivieren uns jetzt gegenseitig. Wir schaffen das! Vi er seje!

Die Stecke von KM 19 und 20 ist ohne Bedeutung. Einfach nur doof. Und die letzten Hügel einfach nur unnötig! Dann sehe ich die Brücke und erahne das Ziel. Das Feuerwerk hat noch nicht begonnen. Ich will das Feuerwerk sehen! Und zwar vom Ziel nicht von der Strecke!.

Kurz vor KM 21: Das Feuerwerk beginnt und ich mobilisiere letzte Ressourcen für einen Schlussspurt. Nach 3h:06min:13dec bin ich im Ziel. Medaille gut, alles gut. Das Feuerwerk läuft noch. Nach dem Lauf ist vor dem Lauf. Nächte Woche ist Runway run. 10km. 


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