Besuch im Tirpitz Museum

Versteckt in den westjütländischen Dünen nahe Blåvand liegt das Tirpitz Museum. Die gradlinige Architektur des Museums durchscheidet die Dünen und öffnet auf fantastische Weise eine verborgende Welt in der westjütländische Geschichte lebendig erzählt wird.

Satt von Strand, Meer und Eis, besuchten wir das Museum an einem warmen Sommertag. Zunächst glaubten wir, dass wir uns verfahren hatten, da man das Museum von den etwas zu klein geratenen Parkplatz kaum erahnen konnte. Wir gingen auf einem schmalen Pfad über die Dünen und plötzlich entgegnete uns die raue interessante Architektur aus Stahl, Glass und Beton.

Das Museum zeigt vier ständige Ausstellungen: Eine über das Leben an der Westküste, eine über Bernstein – das Gold des Meeres, eine über den Atlantikwall und eine über den Bunker selbst. Der Bunker war Teil der sogenannten Tirpitz-Stellung, deren Bau 1944 durch die deutsche Besatzungsmacht begonnen wurde aber bis zum Kriegsende in Dänemark im Mai 1945 nicht fertig gestellt wurde. Die Stellung war Teil des Atlantikwalls und sollte mit ihren zwei 38-cm-Kanonen das Seegebiet vor Esbjerg vor Alliierten Schiffen schützen. Die gepanzerten Geschütztürme wogen je 111t und sollten Granaten mit 800kg Sprengstoff verschießen können.

Die Kinder waren nicht sonderlich begeistert bei bestem Strandwetter ins Museum zu müssen, aber das änderte sich schnell. An der aufmerksamen Museumsrezeption gab es nämlich Headsets. Es zeigte sich, dass es im Museum hunderte kleine Geschichten zu den verschiedenen Ausstellungsstücken zu entdecken gab. Mal ging es um das harte Leben eines Fischers oder eine dramatische Rettungsaktion, zerstörerische Naturkatastrophen oder fanatische Heldengeschichten. Einige Geschichtsschnipsel wurden aus der Perspektive von Kindern erzählt und eingesprochen. Gerade diese Erlebnisse fesselten unsere Kinder. Es wurde ein richtiger Sport die nächste mitreisende Geschichte zu finden und den anderen zu zeigen.

Plötzlich, während wir uns die Ausstellung über die Geschichte der Westküste ausschauten, ging das Licht aus. Zunächst dachten wir an einen technischen Defekt, doch dann begann eine Multimedia Show mit Projektionen an allen Wänden, Wind, Soundeffekte und Musik. Gezeigt wurde eine Zeitreise von der letzten Eiszeit bis in unsere Tage. Wir drehten gespannt unsere Köpfe um die verschieden Handlungspunkte im Raum verfolgen zu können. Am Ende kommentierte mein 8-jähriger Sohn das Erlebte mit: „Det var sejt!“. Ein bemerkenswerter Kommentar dafür dass wir ihm den Strand vorenthalten hatten.

Auch die Bernsteinausstellung hat uns beindruckt. Neben riesigen Funden, wurde auch die Jagd nach Bernstein über die Jahre gezeigt. Selbst das blaue Moppet eines berühmten Schatzsuchers wurde gezeigt. Die Schatzkammer zeigte verschiedene Schmuckstücke und natürlich wurden auch eingeschlossene Mücken gezeigt, wer weiß vielleicht steckt da noch brauchbare Dino-DNA, á la  Jurassic Park  drin…

Zuletzt sahen wir uns die Ausstellung über den Atlantikwall und der Tirpitz-Stellung an. Ein langer Betongang für uns hinunter in den Bunker, der größtenteils unter den Dünen liegt. Die Wände zeigten Knopfdrückeranimationen zum 2. Weltkrieg und der Stellung. Im Bunker gingen wir von Raum zu Raum und lernten wie der Bunker gebaut wurde und wie er hätte funktionieren sollen, wenn er den fertig gestellt worden wäre. Das Licht war gedämmt und wechsele in warmen und kalten Farbtönen und führte uns wie durch ein Labyrinth. Die Kinder ergriffen unsere Hände und fanden das ganze jetzt sehr unheimlich (uhyggelig). Die Anspannung legte sich als die Kinder einen großen Flaggscheinwerfer fanden, den man selbst steuern durfte und die Wände des Raumes ausleuchten konnte.

Die Ausstellung über den Atlantikwall thematisiert u.a. Regelbau, ein standardisiertes Verfahren die Bunker möglichst effektiv zu bauen sowie Augenzeugenberichte von Soldaten und Lokalbevölkerung während der Besatzung. Einige Erzählungen waren als ungeeignet für Kinder gekennzeichnet.

2017 wurde das Museum durch Kronprinz Frederik eröffnet. Seitdem hat die Ausstellung und die Architektur mehrere Preise gewonnen. Das Museum ist ganzjährig von 10 bis 17 Uhr geöffnet (in der Zeit vom 1. Juli bis 15. August bis 19 Uhr). Erwachse zahlen 145,- DKK, Kinder sind frei.


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